Perspektivenwechsel: die Bedeutung von IXs für optimale Netzwerkperformance
- 15. Juli 2021
Die globale Ausbreitung regionaler IXs fordert von Unternehmen ein Umdenken in Bezug auf ihr Internet-Peering. Dabei geht es um mehr als eine Möglichkeit zur Senkung der IP-Transitkosten, sondern gegebenfalls sogar um den Schlüssel zu einem hochleistungsfähigen Netzwerk.
Nach über drei Jahrzehnten Internet sollten die Vorteile von Internet-Peering allgemein bekannt sein. Peering, eine gewollte Verbindung zwischen separaten Netzwerken für den Austausch von Datenverkehr, bedeutet niedrigere Kosten für Ihren IP-Transit, niedrigere Latenz für Ihre Kunden und eine Steigerung des Durchsatzes und der Spitzenbandbreite in Ihrem Netzwerk zu einem Bruchteil der Kosten bei gleichzeitig höherer Gesamtausfallsicherheit. Und doch wird das Peering trotz seines festen Platzes in der Geschichte des Internets als zentraler Bestandteil eines vollständig optimierten Netzwerkes kaum gewürdigt. Peering ist eine der Methoden, mit denen große Internet-Player wie Akamai, Cloudflare, Google und Microsoft – alles Partner oder Kunden von Megaport – ihre Dienste bereitstellen.
Die Endbenutzer von Internetanwendungen werden immer anspruchsvoller. Laut dem neuesten Global Insights Report von Experian stellen 60 Prozent aller Verbraucher höhere Erwartungen an ihr digitales Erlebnis als vor Covid-19, wobei nur einer von drei Verbrauchern bereit ist, 30 Sekunden zu warten, bevor er eine Online-Transaktion abbricht.
Hier erfahren Sie mehr über die IX-Peering-Dienste von Megaport.
Seit Anbeginn des Internets ist das Peering eine Möglichkeit für Unternehmen, um Inhalte effizienter bereitzustellen, indem Netzwerke innerhalb einer Region miteinander verbunden werden und der Datenverkehr auf direkterem Weg zu lokalen Endbenutzern geleitet wird.
Das europäische IX-Modell wird global
Früher war das Hauptargument für Peering eine Senkung der IP-Transitkosten. Die Betreiber von Tier-2-Netzwerken wollten eine Verdoppelung ihrer Verkehrskosten durch die Tier-1-Netzwerke vermeiden. Wenn sich Tier-2-Netzwerke im selben Rechenzentrum befanden, wurde eine Direktverbindung zwischen diesen Netzwerken hergestellt, um die Gebühren für Tier-1-Netzwerke zu senken.
Um ein vollständiges Mesh-Netzwerk aufzubauen, installierten Tier-2-ISPs einen Layer-2-Netzwerk-Switch zwischen einander, sodass jeder verbundene Tier-2-ISP jeden anderen verbundenen Tier-2-ISP erreichen konnte, was das Netzwerk zusätzlich vereinfachte. In Nordamerika übernahmen üblicherweise Rechenzentren den Betrieb dieser Switches. In Europa und dem Rest der Welt wurden diese Switches von einer unabhängigen und betreiberneutralen Organisation betrieben. Mit diesem Konzept waren die IXs in der Europäischen Union sehr erfolgreich.
Rechenzentren in Nordamerika hatten das IX Peering lange Zeit weniger im Blick. Jetzt, wo die EU-Betreiber DE-CIX, AMS-IX, LINX und MegaIX neue Standorte in Nordamerika eröffnen, baut auch die USA eine IX-Wirtschaft auf der Basis dieses EU-Modells auf.
Jeder Port kann ein Peering-Port sein
Mit Megaport kann jeder Port als Peering-Port genutzt werden. Jeder Port umfasst freies Peering und kann für das Remote Peering zu AMS-IX, LINX, LU-CIX oder jedem anderen IX von jedem der 700+ aktivierten Standorte von Megaport aus verwendet werden. Und Sie können einfach Ihre Konnektivität vom öffentlichen Internet auf das globale private softwaredefinierte Netzwerk (SDN) von Megaport migrieren, um dedizierte Konnektivität zu Cloud Service Providern und anderen Diensten über eine virtuelle Querverbindung (VXC) zu erhalten.
Mit einem Megaport-Port sind das Peering und eine private Verbindung möglich. Sie entscheiden selbst, wie viel Bandbreite Sie für Ihre Dienste nutzen möchten – und das alles über nur einen Port.
Da jeder IX ein eigenes Einzugsgebiet hat, unterscheiden wir zwischen einem lokalen IX, der eine Metroregion wie Düsseldorf abdeckt, und einem globalen IX wie AMS-IX in Amsterdam oder LINX in London. In jeder Metroregion mit globalem IX kann Megaport Ihnen dabei helfen, das Peering mit mehr als einem IX-Betreiber herzustellen, während bei einem lokalen IX in der Regel nur ein IX erfolgreich betrieben werden kann.
ECIX-Routeserver und Alice
Angesichts der dramatischen Zunahme von Geschäftsmodellen, die auf Cloud Computing mit eigenen Backbones und Netzwerken basieren, ist das Internet komplexer geworden. Ein IX muss neue Dienste anbieten, um Kunden auf neuen Wegen mit den neuen Anbietern zu verbinden. Diese Wege müssen sicherer und zuverlässiger sein als das klassische Internet und sollten außerdem die Investitionen berücksichtigen, die von IX-Kunden in ihre Infrastruktur getätigt wurden.
ECIX war einer der ersten IXs, der sich entschied, Routeserver auf weitaus sicherere Weise zu betreiben und dazu ein umfassendes Screening angekündigter Präfixe von den Kunden-GBP-Sitzungen einzusetzen. Ein Routeserver ist immer eine von Dritten betriebene Einheit, die das Routing für andere übernimmt, weshalb den Informationen vertraut werden muss. ECIX betreibt seine Routeserver so sicher wie möglich.
Informationen über die Routen, die ein IX-Kunde ankündigt, sind für den technischen Betrieb des Internets von zentraler Bedeutung. IX Looking Glass (LG) war für Jahrzehnte der bevorzugte Weg, um an diese Informationen zu gelangen. Angesichts zunehmenden Traffic-Engineerings wurde ein Tool benötigt, das ohne die Einschränkungen von LG auskommt. ECIX entwickelte gemeinsam mit der Internet-Community Alice, einen Nachfolger für Looking Glass, der jetzt von vielen großen IXs weltweit genutzt wird.
Überdenken Sie Ihre IX-Strategie mit Blick auf den Endbenutzer
Während lange Zeit niedrigere IP-Transitkosten der Hauptgrund für das Peering waren, geht es bei der Nutzung eines IX heute nicht mehr nur um den niedrigsten Preis oder gar die neueste Peering-Technik, die einige IX-Betreiber als einziges Verkaufsargument für Kunden verwenden.
Mit steigenden Ansprüchen der Endbenutzer von Anwendungen können die Kunden IXs verwenden, um ihre Netzwerkkonnektivität zu optimieren, die Latenz zu senken und die Startverzögerung zu verringern, die Benutzer zum Verlassen einer Seite veranlasst. Remote-Peering ist dann sinnvoll, wenn Sie sich mit einem globalen IX verbinden, da Sie gleichzeitig mehr globale Peers erhalten. Wenn Sie es an einem lokalen Internet Exchange Point (IXP) nutzen, um die Zahl der Peers nur zu Marketingzwecken zu erhöhen, kann der Nutzen hingegen begrenzt sein.
Der Schlüssel ist, Ihre IX-Strategie zu überdenken. Peering ist mehr als nur eine Kostensenkungsstrategie – es ist nicht nur für das Funktionieren des Internets von Bedeutung, sondern oft auch kritisch für die Optimierung der Netzwerkperformance, da es dabei helfen kann, lokalen Datenverkehr in lokalen Netzwerken nah am Benutzer zu halten, was ein besseres Endnutzererlebnis für Ihre Kunden bedeutet.